Symposien Heute – Ideen und Gedanken

Symposien Zoomsession Samstag P5


Intro

Alle Mitglieder unserer Gruppe sind beruflich unmittelbar von der Pandemie betroffen. Premieren werden abgesagt. Konferenzen können nicht stattfinden wie geplant. Das analoge Geschehen transformiert sich ins Netz. Im Theater, als Bühne und als Diskurs betrachtet, ist das besonders herausfordernd, weil das Medium gewechselt werden muss. Gleichzeitig sollen wir “liefern”. Die Sache ist dringlich. Wir haben uns im Weltübergang Hackathon in dieser Gruppe getroffen, um zu reden und die Gedanken und Ideen aufzuschreiben. Zum Stand der Dinge, zu Fragen und Formen digitaler Konferenzen und Festivals und zur digitalen Kommunikation und deren Grundlagen. In diesem Post findet ihr als Mini-Kapitel das Konzentrat der Gespräche:

1) Ein Blitzlicht zur Usability der digitalen Theaterspielpläne 2) Chancen eines digitalen Symposiums und Arbeitsfragen 3) Weiteres Glossar der Ideen um die digitale Konferenz 4) Vier Musts der digitalen Konferenz 5) Das digitale Foyer – eine Idee 6) Von Knappheit und Avataren

Arbeitsgruppe Symposien: Kerstin , Katja , Torben, Marcus, Christian

Usability

Verkürzt gesagt, gibt es keine Ein-Knopf-Angebote. Die Aufmachungen im Netz, die die Kulturinstitutionen anbieten, sind in ihrer Zugänglichkeit so vielfältig, wie die Angebote selbst. Man steht oft einem zum Teil überbordenden Angebot an „Hier ist unser Online-Spielplan“ gegenüber, das erst dechiffriert werden muss (ganz banal: Welches Datum, welche Uhrzeit, welches Zeitfenster, welches Format, was, von wem etc.) bis hin zu Textgebirgen, die noch keine intuitive usability darstellen. Auf manchen Seiten fehlt der Hinweis auf Online-Angebote im Startbereich ganz, obwohl sie vorhanden sind. Selten wird kommuniziert, warum das jeweilige Angebot online gestellt wird und warum viele Dinge auch nicht online gehen.

Zum Beispiel ist für ein normales Publikum nicht direkt erkennbar, warum Häuser, die über ein großes Archiv verfügen müssten, im Großen und Ganzen rechtefreie Arbeiten aus der Vergangenheit nicht ausspielen – das hat möglicherweise nicht nur mit der Rechtslage zu tun (auch das könnte von den Theatern kommuniziert werden, um ein Bewusstsein zu schaffen, dass es sich hier nicht um einen kostenfreien Raum handelt > die alte Internet-Diskussion), sondern vielleicht auch mit hauspolitischen Agenden: Du sollst nicht spielen deiner VorgängerInnen Produktionen… (Hypothese!).

Die derzeit so nötige Startseite „Theater XYZ > Homepage > hier das was wir derzeit ausspielen > bitte diesen Knopf drücken“ lassen fast alle Häuser vermissen – das heißt: Ich fühle mich oft nicht gemeint. Die Usability wird im Detail erschwert, z.B. von fettgedruckten Überschriften, die nicht anklickbar sind, Beispielbilder ohne einen Hinweis, die dann geklickt wieder auf eine neue Seite führen, auf der die Suche erneut beginnt. Als Service findet sich öfter ein großes Backstage-Programm (Gewerke erzählen von Ihrer Arbeit, Hausführungen, Interviews über Produktionen), das dann aber selten an gestreamten Arbeiten angekoppelt ist – was nützt mir ein Gespräch über die Produktion XY, wenn sie dann auf der Seite nicht einsehbar ist? Unterm Strich: das Senden, die Ausspielung ist ein Thema in fast allen Institutionen, aber noch nicht die Adressierung, der oder die Empfangende.

Chancen eines digitalen Symposiums und Arbeitsfragen

#Zugänglichkeit

Wenn man den Symposiums-Schedule nicht wie im Analogen plant (ein Input nach dem anderen, knappe Pausen, beschränkter Rahmen), sondern sich auf verschiedene, potentielle Tagesabläufe einstellt, dann wird man zugänglich für Menschen, die normalerweise nicht teilhaben können (z.B. Eltern).

>> Welche zeitlichen Zwänge gibt es? Warum sollte das Symposium nicht eine ganze Woche dauern, dafür aber nur mit 1-2 Inputs am Tag?

>> Man kann auch vorab via Social Media umfragen: Zu welcher Uhrzeit würdet ihr gerne einen Workshop haben? Wann einen Vortrag? Ein Game?

#Community

Bei einer flexibleren Zeitlichkeit und längerer Dauer variiert das Publikum möglicherweise sehr stark je nach Beitrag.

>> Was muss ich zu Beginn immer wieder erwähnen, um alle abzuholen? Wie halte ich das Onboarding trotzdem so kurz, dass diejenigen nicht genervt sind, die durchgängig dabei sind und das Wissen schon haben?

#Auswertung

Interessanter, exklusiver Content wird möglicherweise durch die digitale Öffentlichkeit weiter verbreitet als bei analogen Veranstaltungen. Wenn die Beiträge (Vortrag, Panel etc.) gut produziert sind, kann man damit eine eigene Mediathek füllen.

>> Was will ich mit welchem Beitrag erreichen und welches Format ist angemessen? (Lange, ausführliche Diskussion >> Podcast. Knackig kurzer Input mit Bildmaterial >> Video-Vortrag.)

>> Wann muss es wirklich „live“ sein und wann ist das nur ein Effekt, der keinem nützt?

#Reichweite

Wir müssen nicht mehr (nur) auf ein lokales Publikum bauen, sondern können damit rechnen, dass Menschen aus dem gesamten Sprachraum oder international teilnehmen.

>> Welches ist die Tagungssprache? Frühzeitig und überall kommunizieren.

#Hybrid Analog/Digital

Ein „digitales“ Symposium kann auch analoge Mittel verwenden, die zur Identifikation mit der Veranstaltung oder zur Partizipation am Prozess einladen.

>> Können bei Registrierung alle ein Symposiums-Paket per Post bekommen (mit Bleistift und Button zur Veranstaltung)? Können Gadgets ausgedruckt werden, die in Videoformaten verwendet werden können (Papp-Emojis)?

Kleines Glossar der Ideen um die digitale Konferenz

#ATEMPORAL

sowohl in der Produktion wie in der Wiedergabe. Also Aufzeichnung der Keynote – dann „Premiere“ gemeinsam, dann on demand. Gespräch wird podcast. Die Produktion muss nicht analog-gleichzeitig sein, sondern kann auf der Zeitleiste voneinander getrennt und später zusammengesetzt werden. Der Zeitkorridor einer Konferenz wird verlängert und bietet Platz für nicht-gleichzeitige Teilnahme und Angebote. Die Aufhebung der Einheit von Zeit und Raum im virtuellen Konferenzzentrum eröffnet ähnliche Freiheiten, wie wir sie in unserem Medienverhalten im Internet gewohnt sind.

#Best practise Aktivismus

www.seebruecke.org, hatten aufgrund des Verbotes einer Live-Demonstration eine Online-Demonstration entwickelt. Darin: Moderatorenpaar per livestream, die in ihrer Live-Sendung sowohl aufgezeichnete Videos (Lesbos, Syrien, Lybien et al.) wie auch Livegespräche via Skype auf den livestreambildschirm setzen und die Einspieler verbanden und vermittelten. Youtube-Live-TV.

Darin Interaktion auf einer virtuellen Demonstrationsroute: Gemeinsames antwittern des BMI/ Seeehofer mit demselben Text. Resultat: #leavenoonebehind wird Deutschlandtrend auf twitter. Gemeinsames live unterschreiben einer Petition an die Bundesregierung auf change.org. Das aktivistische Angebot eigener Agency und gemeinsamer Aktion führt zu hoher Interaktivität. Digitale Demonstrationssubstitution.

#Branding

Definieren wer genau sendet und die geliebten analogen Orte mit denen wir den Sender verbinden im digitalen erscheinen lassen – um eine „gewohnte Umgebung“ bzw. deren Anmutung & Illusion zu erzeugen.

#Dringlichkeit

Die Theater fahren auf Sicht, für alle gilt: große Dringlichkeit, weil geliefert werden soll. Publikum, Zuwender, die Nächsten. Aber wie erfinden wir gemeinsam & auf Augenhöhe? Der Auftrag: potentielle nicht-analoge Konferenzformate diskutieren und alles open-source festhalten. Am besten gemeinsam und bereits mit den Tools, mit denen die Konferenz selber gemacht werden könnte. So herausfinden, was den Empfänger erwarten würde. Interne Tests trotz Dringlichkeit.

#Digitales Bühnenbild

Idee: Im jeweiligen Sprecher(innenfenster ist jeweils ein Element/ Objekt das alle reinstellen (Winkekatze, Plüschtier nach Wahl) Oder vorher werden verschiedene Backgrounds gesandt. Oder Open call für backgrounds (Bild/ Video) – Ziel: Gemeinschaftsgefühl triggern, indem man den gemeinsamen virtuellen Raum zusammen gestaltet und auf die Zielgruppe abgestimmt – vereinheitlicht. Die Online Bar im Playtest war sehr überzeugend als Stimmungssituation. Bildidentifikation triggert die Emotion, die man/frau mit dem Ort verbinden. Siehe Channel “Online Bar”.

#Digitales Bar-Camp

eigentlich analog zum aktuellen Hackathon – wichtig ist die Infrastruktur – hier: ZOOM fürs Plenum, Discord zum archivieren, sharen und verabreden. Sehr gut: der atemporale Charakter des Chats für die Informationsverarbeitung der Gruppen. Auch sehr gut: Überzieher-Accounts für die, die ZOOM nicht über den Weg trauen. Auch gut: Channelarchitektur von Discord – userfriendly & übersichtlich.

Die Selbstorganisation via a) Themenvorschlag und b) Bildung von Gruppen um vorgeschlagene Themen und/ oder Projekte funktioniert im Netz bestens – die Möglichkeit in der Konferenzarchitektur von Raum zu Raum (also von ZOOMmeeting zu ZOOMmeeting) zu wechseln – und sich über den Chat immer wieder upzudaten, was in den anderen Gruppen passiert.

Wichtig: Kombination Chat und Video. Die ZOOM Chatfunktion gibt nur wenig her. Die Discord Videofunktion ist beschränkt. Die jeweiligen Kernfunktionen kombiniert: Voila!

#Derdigitalespielplan, II

These: Der digitale Spielplan findet a) für die Zuwender und b) zur Selbstvergewisserung statt: We are alive! Hauptsache senden.

Positiv im Digitalen Spielplan: a) Archivaspekt nach aussen: Wir sehen Klaus Michael Grübers “Die Bakchen” oder Peter Stein Inszenierungen aus den Siebzigern. b) Archivaspekt nach innen: die Theater räumen ihre Archive auf, klären mit Druck Rechtefragen, Kompromisse werden gefunden, weil keiner will, das das ganze Schiff Theater sinkt.

Gleichzeitig bleiben Fragen ungeklärt. (Rechte am Bild, private Wohnungen Schauspielende, die für immer auf youtube bleiben etc.)

#Neue Formen des Gastspiels.

Beispiel: Gruppe X entwickelt digitale Perfotmance für Festival/ Konferenz Y. Nun können gute Wege gefunden werden diese Online Premiere auch anderen Theatern/ Institutionen zur Verfügung zu stellen – oder auch über deren Plattformen laufen zu lassen. (auch international – Thema Reisen).

#Online-ZOOM (Rollen)Spiel

Gleich zu Beginn Gemeinschaft herstellen – indem man online miteinander spielt. Auftrag: Zoom-Rollen erfinden – siehe Channel “ABI 2000”. Oder Videochatkonzentrationsspiel: Eine Hälfte der Gruppe schaut direkt in die Kamera – die andere Hälfte sucht sich eine Person im Zoom aus, die sie anschaut, nach einer Minute wechseln: Ergebnis: Wahrnehmung der Gesichter, verbunden mit: Wer schaut sich vielleicht grade mich an? Training der ungewohnten kognitiven Verbindung: Meine Augen müssen in die Kamera schauen, damit die Person am anderen Rechner denkt, ich schaue ihr in die Augen.

#Plenum

Im ersten Plenum muss das Spielfeld präzise und verständlich gesetzt werden. Die Hausregeln. Welche Tools, welche Etikette, Appell an die gemeinsame Verantwortung fürs Gelingen. Danach dient das Plenum (bei Fachkonferenzen bis ca. 60, also zwei mal Laptopmonitor in ZOOM) noch als Vergewisserung des Gemeinschaftlichen und für Kurzansagen und Änderungen, die alle wissen sollten – aber nie länger als 10 Minuten max.

#Transformation der Rituale

Testing: Einen Entwurf für das digitale Foyer: Empfangssituation, Begrüssung, Check-In, es braucht eine Form im Digitalen, die über Formulare hinausgeht, auch das Pausenritual, das Applausritual. Muss erfunden und vermittelt werden, um das Gemeinschaftliche überhaupt zu ermöglichen.

#TheaterTvStudio

Es braucht ein Studio aus dem gesendet wird. Beratung durch TV nötig. Theatermenschen sind erstmal keine TV-Experten. Überhaupt: Wenn wir Theater-TV machen wollen sollten wir uns die neuen Formate der ehemals vor Live-Studiopublikum aufgezeichneten Late Night Shows ansehen. Von “Willkommen Österreich” oder der “Tonite Show” kann man lernen wie TV in Lockdown Zeit auch funktionieren kann. Oder mal einen TV-Profi zum Workshop einladen.

#USABILITY, II

Was erwarten wir? Technik muss funktionieren! Und wer sendet, muss wissen dass am anderen Ende auch ein Empfänger sitzt.

4 Musts der Online Konferenz

Das TUTORIAL

Einfach und klar die Kanäle definieren, auf denen kommuniziert werden wird.Mit Screenhots und Kringeln drauf. Ebenso einfach die Zugänge zu den Tools (i.e. ZOOM, Jitsi, BBB, Discord, Slack et al) erklären und erzeugen. Wer den Einstieg einmal hat, der/ die entwickelt Vergnügen daran mehr zu wissen.

Den Zugang selbst, die „digitale Eingangstür“ barrierefrei gestalten. ES MUSS SO EINFACH WIE TV sein. Denn das ist der Vergleich – einen Knopf an, einen zweiten Knopf – bin schon da drin wo ich hinwollte. Alle dafür notwendigen Prozesse sollten via Tool/ Code vereinigt werden.

Die MODERATION

nimmt eine wesentlich umfassendere Rolle ein. Orientierung, an die Hand nehmen. Tutorialverständnis erfragen, Ankündigungen, Überleitungen. Feedback aus dem Netz via Chat sammeln parallel zur Moderation. In der Lage Live zu agieren und gleichzeitig 3-4 Tools im Blick zu haben. Die Gesprächsführung in ZOOM oder anderen Videocon Tools ist anders, Gäste erwarten angesprochen zu werden, es stellt sich eher eine Sternförmige Kommunikationsstruktur zwischen Moderation und Gästen ein (im Panelkontext), die fehlende körperliche Intuition, das eingeschränkte non-verbale Agieren muss durch zusätzliche Impulse der Moderation aufgefangen werden. Genau so wichtig: mäandernde Langbeiträge sind im Netz tödlich, die Konkurrenz des gleichzeitig offenen Mailprogrammes, von youtube und anderen auf meine Netzaufmerksamkeitsökonomie zugeschnittenen Angeboten ist einfach zu groß. Cut it short.

Die TECH-HELP

ist mandatory – eine Person die in Echtzeit supportet, Tools erklärt und für alle facilitatet, das kann nicht die Moderation machen. Persönliche Ansprache, die usability freundlich garantiert, auch medienpädagogischer Aspekt: Wer das neue Tool einmal erfolgreich bedient hat, gewinnt Spaß und Sicherheit mit den Tools. Auch bedeutsam für das Vertrauen der Teilnehmer in die digitale Veranstaltung. Hat sich der Gastgeber die Mühe gemacht mich so mit den Werkzeugen vertraut zu machen, daß ich mich auf die Inhalte konzentrieren kann? Oder geht das verdammte link auch nach 20 Minuten nicht auf? Personal help is much appreciated.

Die ZEITLICHKEIT

Wie ändern wir die Längen der Formate, bzw überführen ein Format ins andere (Paneltalk wird podcast), Vermutung: Verkürzung der analogen Zeiten ist sehr ratsam. Verlagerung von analogen Ettiketten (5 minütige Verlesung der Lebensläufe) komplett in den Begleittext online, bei Grußworten und sonstigem den Repräsentationsfettrand abschneiden. Verändertes Kognitionsverhalten am Bildschirm berücksichtigen. Live nehme ich 80-90 Prozent des Geschehens bei Keynote, Gespräch wahr. Vor dem Bildschirm verringert sich das erheblich. Deshalb: kein ZOOM-Gespräch, das länger als 60 Minuten dauert. Kein Plenum länger als 10 Minuten. Keine Session ohne aktive Interaktion mit den Teilnehmenden.

Das digitale Konferenzfoyer – eine Idee

Ebene 1: Beim Aufrufen der Konferenzseite erscheint als Erstes ein Portal (Beispiel: Das Foto der Eingangstür des Theaters, die Grafik eines Schlüssellochs, das Foto von einem magischen Portal etc.pp.) / Es gibt ein leicht verständliches “Tritt ein”-Symbol bzw. eine Aktion (Beispiel: ich ziehe den Schlüssel mit der Maus zum Schlüsselloch, point & click-Style), dann öffnet sich die Tür und wir landen im Foyer.

Ebene 2: Wir sind im Foyer, das ebenfalls grafisch/fotografisch/VR-mäßig animiert erscheint. Es gibt Sachen, die es sonst auch gibt: Garderobe, Toiletten, Erfrischungen, Empfangstresen. Beim Drüberscrollen sprechen die Dinge: Der Empfangstresen (ein entsprechender Avatar, ein Foto etc.) sagt: Hallo, schön, dass Du da bist! Du kannst Dich erst einmal umschauen oder Dich HIER (Ebene 3) akkreditieren!

Andere Foyer-Features: Auf der Toilette kann ich Tags / Klokritzeleien hinterlassen, das ist sozusagen eine Art Ich war hier-Pinnwand, für Kommentare, quasi die Feedback-Box, an der Garderobe kann ich mein Foto abgeben oder andere Inputs, die ich da lassen will (Artikel, die ich gelesen habe, die mit dem Tagungsthema zu tun haben etc.), die Erfrischungen sind die Bar (siehe Ebene 4), hier gelange ich in einen Text-Chat-Raum, like Discord, in dem ich mich verabreden, austauschen kann.

Ebene 3: Akkreditierung / LOGIN Muss ich machen, um an allen Features / Zooms etc. teilnehmen zu können / z.B. habe ich vorher von den Konferenzorganisator*innen ein Passwort bekommen, dass ich nun zum Einsatz bringe etc., jedenfalls erstelle ich einen Account sobald ich den habe, komme ich auf Ebene 4

Ebene 4: Jetzt gibt es gibt eine Benutzeroberfläche, die sich in verschiedene Räume aufteilt, die alle parallel angezeigt werden (Prinzip Pinnwand? Aber trotzdem visuell / VR), die \Kacheln können für Tage stehen oder für Tagungsformate: Panel / Keynote / Workshop / Game / Bar, d.h. es sind Eingänge zu neuen Formaten (Ebene 5).

Beispiel: ich gehe auf PANEL, da wird mir der Link zu einem Podcast angezeigt, auf dem ich mir die Paneldiskussionen anhören kann, bei LIVEPODIUM komme ich in einen Zoom-Raum, bei KEYNOTE zu einem youTube – Channel / Livestream, bei WORKSHOP ebenfalls in einen bzw. verschiedene Zoom-Räume etc.

Von Knappheit und von Avataren

## knappheit analog vs. digital

Ich glaube ein wichtiger punkt am physischen (öffentlichen) raum ist knappheit. quasi unbegrenzter platz im digitalen fuehrt zu plattformen, die im worst case nur noch per recommendation algorithmus greifbar sind, oder hier zumindest zu langen raumteilnehmerlisten führt, bei denen ich mir dann eine suchfunktion wünsche und eben nicht mehr schaue wer gerade da ist und mich davon leiten lasse.


Vielleicht ist eine digitale Bar einfach irgendwann voll und mein freundeskreis und ich, wir suchen uns einen anderen server und lernen da leute kennen und es entsteht keine grossraumserverdiskothek. Vielleicht kann ich mich in einer vollen Bar auch nur noch mit einer Person unterhalten, schenke der dann aber gezwungener maßen meine ganze aufmerksamkeit und es entsteht ein gutes gespräch. Und wenn wir doch mit mehreren oder confidential sprechen wollen, müssen wir halt kurz raus oder uns ins separée zurueckziehen.

Vielleicht muss ich mich auch durch die volle Bar kämpfen und vielleicht gibt es auch ein penalty, dass zu viele gesprächswechsel verhindert; mir persönlich fällt es immer schwer mich auf personen einzulassen, die ständig die chaträume wechseln und mir tut es gut wenn ich zu einem kurzen moment des resümmieren gezwungen bin, wenn ich im analogen raum erstmal zu dem nächsten gespräch laufen muss.

Unsere wahrnehmung und sozialisation ist davon gepraegt, dass wir unser ganzes leben in einem körper im raum verbracht haben und wir können damit in der regel gut umgehen, haben etwa auch bessere physische abwehrmechanismen gegen bad actors und können mehr auf kulturwissen darüber, was “gutes” verhalten in sozialen situationen ist, zurückgreifen.

Unsere Stimme im Gespräch trägt etwa nur soweit, wie die Schallwellen reichen und wenn wir etwas über die stränge schlagen ist das im analogen ein Aushandlungsprozess mit meinem Umfeld und ist in der schädlichkeit begrenzt; für eine digitale unterhaltung mit 100 Leuten kann es aber tödlich sein.

Ich bin vermutlich nicht sonderlich gut daran diese mechanismen zu abstrahieren und vielleicht wäre das die vorschlaghammer methode, aber im sinne des human centered design bin ich auch immer fan davon mechanismen die man ggf noch nicht ganz durchschaut hat eher “realitätsnah” abzubilden.


##digitale Avatare

Personen in einem Raum zu sehen hat einen großen zeichenvorrat. Falls die räumliche distanz vorgibt mit wem ich sprechen kann, sehe ich wer so mit wem abhängt und wer sich gerade kurz nicht unterhalten möchte. Ich weiß vielleicht, dass Person A und B lange nicht miteinander gesprochen haben und freue mich, dass sie es jetzt wieder tun, wenn Person C und D sprechen sind vermutlich klandestine machenschaften auf dem weg und Person E und F zusammen macht es einfach spass zuzuhören. Mir fällt auf, dass jemand schon lang nicht mehr da war und mache mir sorgen.

Ich spreche vielleicht wen an, weil er oder sie gerade neben mir steht; weil es nett ist sich kurz zu gruessen, auch wenn wir beide wissen dass wir uns nicht viel zu sagen haben. Es gab ja glaube ich die kritik, dass so eine optik mit “spielfiguren” zu sehr zum rumklicken animiert, aber vielleicht ist das einfach das equivalent zum bierlabel knibbeln.

Dazu der Aspekt Avatar und Aussehen: Vielleicht putze ich mich mal heraus weil ich grad aufmerksamkeit brauche oder ich nehm den default weil es mir egal ist, aber das sagt auch was aus. Oder ich blamiere mich ein kleines bisschen weil ich mit meinem Froschavatar auf den barserver gehe, wo es sich überhaupt nicht ziemt sich um sein aussehen zu scheren, aber das gehoert dann dazu.

Ich bin fan vom anonymen chat wo aussehen egal ist und alle cool sind solange sie kein nazinick haben und sich nicht daneben benehmen, aber damit klar zu kommen braucht gewöhnung und/oder veranlagung und vielleicht haben beide formen ihren platz. Auch auf dem congress gibt es dann doch cosplayer und engelbert strauss hosen, weil es ja auch spaß macht und es den noise reduziert, wenn ich abschätzen kann ob ich gerade mit wem reden möchte bevor ich ins gespräch gehe. Oder wir kommen gerade wegen der schicken textur ins gespräch.
Ausserdem mal als devils advocate: ich hab gehört kosmetische microtransactions gehen ganz gut heutzutage und vielleicht gibt es ja die tanzbewegung, die ich nur in der bar23 kaufen kann 😉

Generell sehe ich die Frage eines Avatars mehr als Schritt hin zu einer Anglichung der Kommunikationsmöglichkeiten die wir aus dem Analogen gewöhnt sind, denn als Computerspielartige Persone, die Stellvertretend für mich in der virtuellen Welt agiert.

Trotzdem bringt dieses generelle Moment des embodyments unserer virtuellen Präsenz die Chance diese Präsenz greifbarer zu machen. Wenn ich in einem Chat bin, bin ich dort adressierbar und kann Nachrichten empfangen, ich bin also quasi immer dort, auch wenn ich mich real garnicht am Gerät befinde. Wenn ich aber diese virtuelle Präsenz an einen Character binde, wird dieser Vorgang sofort greifbarer: Ich kann beispielsweise den Avatar im Raum lassen, wenn ich weiter Nachrichten empfangen móchte, oder verlasse den Raum wenn nicht. Oder ich stelle mich näher zu einer anderen Person um deren Nachrichten hervorzuheben.

Dies würde auch den Diskurs der Automedialität, also der Eigengeschichtsschreibung durch digitale Medien und Kommunikation projezierbar machen auf eine tatsáchlich vorhandene digitale Entität.

————-Ende————