weltübergang 2 – Nachhaltigkeit hybrider Formate?

Was bleibt nachdem die Krise vorbei ist, und Kulturinstitutionen jene digitalen Mittel und Methoden, die sie sich in der Krise angeeignet haben, nicht mehr brauchen? Was bleibt, wenn jene Institutionen wieder auf alte “traditionelle” Mittel zurückgreifen können und das spezifische Wissen und Formen von uns Kunstschaffenden im hybriden Bereich keine Notwendigkeit mehr sind?

Wie kann eine Nachhaltigkeit von hybriden Formaten hergestellt werden, die über die Krise hinausdauert?

Im Rahmen des Weltübergangs 2 haben wir während zwei Tagen in unterschiedlichen Konstellationen (Künstler*innen, Vertreter*innen von Institutionen, Theatermachende, Programmierer*innen, Hochschullehrer*innen) diskutiert, welche Strukturen es braucht, damit einerseits die Relevanz und Reichweite von hybriden Formaten erhalten bleibt oder ausgeweitet werden kann und andererseits die Inhalte und Formate aber nah an uns und unserer Arbeitsweise bleiben.

Welche Voraussetzungen braucht es für eine Skalierung, bei der die Einzigartikeit der jeweiligen Setups nicht verloren geht?

WISSEN

Wir müssen sowohl unserem (potentiellen) Publikum, als auch den Institutionen und Fördergebern von denen wir Geld wollen, jenes Wissen vermitteln, damit sie unsere Art von Kunst verstehen. Immer wieder kam auf, dass die Literacy – also die Lesefähigkeit fehlt. Und zwar von Seiten des Publikums, aber auch von Seiten der Institutionen (sie müssen verstehen warum diese Kunst ästhetisch relevant ist, auch wenn wir uns wieder physisch begegnen dürfen) und auch von Seiten der Kritiker*innen. 

Wie kann man also dieses Wissen weitergeben? Welche Wissensstände sind gefragt? Was braucht es für Wissen? Wer weiß was? Braucht es Schulungen? Müssen Universitäten sich stärker mit diesem Thema beschäftigen? Braucht es zB einen Curriculum für Hybrid Journalismus um es zu ermöglichen, dass unsere Projekte in den Medien von Kritiker*innen besprochen werden die über sie Bescheid wissen? Wie können Kritiker*innen und Feuilleton geschult werden? Quallitativ vs. Quantitativ. Wie kann sinnvolle Kritik angewandt werden? (Sue Gardner – the guardian)

Wie erreichen wir Leute, die geschult werden wollen?
– Hybride Bereiche im Bildungskontext zur Weiterbildung / Fortbildung ausfindig machen. (Kulturjournalismus. wie in Berlin z.B., Nannen-Schule) Literacy schaffen. Unis & weitere Bildungseinrichtungen. Curriculum erfinden und anbieten. 

SICHTBARKEIT

Ein potentielles Problem der Lesbarkeit und Einordenbarkeit unserer Arbeit liegt darin, dass unsere Projekt zwar viel Gemeinsam haben, aber oft an den unterschiedlichsten Orten und mit unterschiedlichen Formaten arbeiten. Institutionen die uns kuratieren, müssen auch Bescheid wissen wen und was es gibt. 

Braucht es für eine verbesserte Sichtbarkeit und Verankerung unserer Formate mehr Lobbyingarbeit? Braucht es dafür eine Interessengemeinschaft die uns vertritt? 

Könnte man hier von anderen Sparten (zb Theater für junge Menschen – Assitej) lernen? (siehe auch Discord-Server: Digitalkoordination Theater )

Welche Communities gibt es dafür schon? Was liesse sich von denen adaptieren?
Wie schaffen wir eine Vergemeinschaftung?  Interne und Externe Communities. Nach außen vermarktungstechnische Worte finden.

Ist ein Award sinnvoll? (zB ein Hybrid-Award)
Welche Kriterien bräuchte der? 
Wer richtet ihn aus?
Wer kann sich dafür bewerben?
Welche Preis-Kategorien sind sinnvoll?
Was beinhaltet der Preis?
–> Kooperation mit Kultur-Institutionen? 

Institutionen müssen Kunstschaffende kennenlernen und wie kriegt man eine Co-Produtkion hin? Formatentwicklung und Netzwerk wo Künstler*innen und Institutionen gemeinsam arbeiten können. 

Zentrale Intelligenz Agentur hat Experten Consulting in Richtung Chat-Beratung gemacht. Was können wir für die Welt tun, um noch sichtbarer zu werden?

Wo ist unsere Kunst anschlussfähig? Sind Residenzen in Stadtverwaltung und Industrie eine Möglichkeit um breitere Communities anzusprechen und umzudenken was wir, mit unserer Arbeit für die Welt tun können? 

Müssen wir Projekte anders dokumentieren und weiterverwerten? Welche Achtung und Anerkennung der Profession braucht es in Zeiten, wo jede*r denkt ein Flimchen / Podcast etc. machen zu können?

TAXONIMIE 

Um allerdings sinnvolle Lobbyingarbeit leisten zu können, braucht es vor allem eine Definition dessen, was wir tun und wer wir sind. Die Schwierigkeit besteht darin, die Diversität, in der wir arbeiten nicht zu verlieren und dennoch die Gemeinsamkeiten klar hervorzuheben. Braucht es noch mehr um Verknüpfungen / Verbindungen, um Muster zu erkennen, dh. Kunst-Phänomene unter ‘einen Hut’ zu bringen? 
Im zweiten Teil des Weltübergangs haben wir versucht den Anfang einer Art Taxonomie unserer Arbeit zu schreiben. Natürlich ist das nur der Beginn, nur ein Vorschlag – der Anfang einer Diskussion. Die Frage ist, wie verfahren wir weiter?

Was macht uns in unserer Arbeit aus (USPs), für was wollen wir (als individuelle Person) Aufmerksamkteit schaffen, welches Mindset haben wir und was haben wir gemeinsam? => Greifbarer machen. 

Wer sind wir und was tun wir, und warum. Entlehnt aus dem Impro-Theater: Wer bin ich, wer bist du, wer sind wir zusammen und welchen Blick habe ich auf die Welt?

Im Versuch über nachhaltige Strukturen überhaupt nachzudenken, fanden wir eine Definition unserer kollektiven Arbeitsweisen zu finden. Was macht uns überhaupt in unserer Diversität, aber auch in unseren Gemeinsamkeiten aus? Was machen wir? Wie beschreiben wir diesen Obstkorb indem wir sind, obwohl wir alle unterschiedliche Früchte sind? Obwohl es den Rahmen des Wochenendes sprengt, hier ein unvollständiger Versuch eine Art Taxonomie zu erstellen:

was?

  • kreieren von performativen Situationen / Erlebnissen
  • Erfahrungen ermöglichen, (Wissen vermitteln/anregen) um selbstständige Erkenntnis zu erlangen / Erfahrungskunst
  • Verschränkung von Alltagstechnologien mit zeitgenössischen Ästhetisierungen (wo wird was präsentiert? wo findet was statt?)
  • Erweiterung des klassischen Curriculums / Einbinden aktueller Wissensbestände

wie?

  • Aktivierung des Publikums, der Akteure, Aktivist*innen /  (oder auch der Auftraggebenden) / (Entwicklung von Projekten mit dem Zielpublikum – Bsp. via Methode Design Thinking) Co-
  • Involvierung der Zuschauenden / (oder auch Auftraggebenden) bis hin zur Co-Autor*innenschaft (Handlungsfähigkeit und eigenständige Perspektive ermöglichen)
  • Aufzeigen/Ausstellen/Sichtbarmachen/Vorhandensein der Notwendigkeit einer Beteiligung der Zuschauenden/Spielenden
  • transdiziplinär 
  • digitale tools sind da, also brauchen wir sie
  • im öffentlichen Raum, in der Alltäglichkeit 
  • immersiv
  • Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen ermöglichen die andere Medien nicht bedienen (zb haptisch), welche nicht vorbeten sondern eigenermächtigte Auseinandersetzung ermöglichen
  • Flow als Ästhetik als Ziel / Ereignis
    – It don’t mean a thing, if it ain’t got that swing
    – Die summe ist mehr als die einzelnen Teile zusammen

Arbeitsweise

  • längere Probephase/Recherchezeit/Prototypieren
  • (Ausgreifen in andere Milieus – wie Akteure Politischer Bildung)
  • vertiefte und über längere Zeit anhaltende Auseinandersetzung mit 1 Themenkomplex 
    (Ein- bis Dreijahresplanung)
  • suchend / forschend / flexibel
  • Technologie/Techniken und Inhalte bedingen sich gegenseitig
  • Offenlegung des Prozesses
  • interdisziplinäres, ko-kreatives, kollaboratives Arbeiten. Sharing is caring
  • (Evaluation) (?) // Dokumentation?
  • systemisches Denken
  • Interaktionsdesign / Game Design / Play Design 
  • Pädagogische Ansätze –> aber nicht moralisierend, Zugänge schaffen
  • Prozess statt Ergebnis
  • Ergebnis als Überraschung / Prozessoffenheit / Durchlässigkeit
  • Safe-Spaces fürs Ausprobieren im Prozess und im Ergebnis/Aufführung)?

Inhalte

  • Auseinandersetzung mit Welt / mit zeitgenössischen Themenkomplexen, die sich erstmal einer sinnlichen Erfahrung entziehen (Hyperobjekts; Klimawandel, Non-Human-Agents, Virus, sozialer Aktivismus, Stadtgestaltung (Öffentliche Räume – warum wir sie brauchen, was sie sind und wofür sie sind; Wirtschaft; FakeNews)  was noch?)
  • Interesse und Neugierde an Technologie (kein “Unbehagen der Moderne”)
  • Gedankenexperimente und deren Folgen (spekulative Welten/Wirklichkeiten, Simulationen) 
  • menschliches Miteinander, soziale Systeme
  • Verschränkung von Fiktion und Realität (?)
  • Kulturelle und politische Bildung
  • spielerisch-kreativer Umgang mit analog/digitalem öffentlichem Raum (und Tools?)
  • (Soziale) Interventionen 
  • Beteiligung und Teilhabe 
  • Komplexitäten aufzeigen/ Mltiperspektivität erfahrbar machen

Orte

Die Transdisziplinarität unserer Projekt spiegelt sich auch in den Orten an denen wir sie durchführen. Diest sind oft Orte der Kunst und Kultur, aber auch gewisser Gemeinschaften die meist nicht nur in einer Sparte arbeiten. 
Zum Beispiel:

  • Theater
  • Museen
  • Städte / Kommunen / Soziale Institutionen / Politsche Institutionen  / Öffentliche Institutionen 
  • Festivals
  • /// Bildung (?)

Kommentare zu unseren Gedanken sind erwünscht und notwendig, damit wir sie weiterverfolgen und verfeinern können!